Liebe Leser, was fällt euch als erstes zur Rasse Labrador ein?
Ohne großes Nachdenken! Hopp-hopp! Schnell!
Und? Antworten bitte in die Kommentare – ich bin sicher, dass wird eine interessante Sammlung.
Ich mach mal den Anfang mit *Trommelwirbel* → „verfressen“. Nicht originell, aber wahr.
Antwort meines Mannes → „braun“. Von Biscuit gab es für diese Antwort volle Punktzahl.
Antwort meiner Schwester → „verfressen“. Mein Reden.
Antwort meiner Nichte → „Muffin & Biscuit“ gefolgt von „süß“. Nachvollziehbar.
Antwort meiner Mama → „lieb, aber andererseits manchmal dem Teufel zu schlecht“. Ich schätze der zweite Teil ging an Muffins Adresse.
Die breite Masse kennt den Labrador als „Familienhund“. Allgemein bekannt ist, dass sich der Labrador gut als Blindenhund, Behindertenbegleithund oder zur Rettungshundearbeit eignet. Sie geben gute Tellerwäscher ab und als Futtermittel-Räumdienst sind sie unschlagbar.
Was bei so viel Liebreiz und Unkompliziertheit gerne vergessen oder unterschlagen wird: der Labrador ist ein Jagdhund; gezüchtet für die Arbeit nach dem Schuss (suchen und bringen des erlegten Tieres). Sicher nicht so anstrengend wie andere Jagdhunderassen und je nach Ausprägung des Jagdtriebs bzw. Talent des Hundeführers sind sie in der Regel sehr gut kontrollierbar.
Muffin entdeckte ihren labradorianischen Urinstinkt erst mit ca. anderthalb Jahren. Schuld waren zwei Arschlochschwalben, die direkt vor ihrer Nase auf Kopfhöhe lustige Kreise über die Wiese zogen. Man kann getrost sagen, dass die beiden das Mufflon über mehrere Minuten ordentlich verarscht haben. Mit der Aktion war nicht nur mein Abrufkommando gestorben, sondern auch das Vertrauen in den Hund. Von Dummytraining hatte ich damals noch keinen blassen Schimmer, also folgte ein halbes Jahr Schleppleinentraining. Heute hat Muffin ungefähr noch so viel Jagdtrieb wie ein Backstein. Beides nur gefährlich, wenn man drüberstolpert oder es einem auf den Kopf fällt.
Biscuit ist da schon ein anderes Kaliber. Die hat mich im zarten Alter von 10 Wochen im Wald stehen lassen und ist auf einer Wildspur entschwunden. Glücklicherweise wurde Klein-Keks ab Werk mit einem perfekt funktionierenden Rückruf geliefert (Liebe Christine, vielen Dank, dass du die Zwerge so hervorragend auf den Doppel-Pfiff konditioniert hattest). Der Schlüssel zu einem entspannten Zusammenleben war die Dummyarbeit und der damit verbundene Gehorsam.
Spannend ist, wie sich die Dynamik der Spaziergänge im Laufe der Jahre verändert hat. Früher war ich froh, dass ich mich auf Muffin verlassen konnte, denn Biscuit und ihre Nase verlangten immer 100%ige Aufmerksamkeit. Heute bin ich froh, dass ich mich auf Biscuit verlassen kann, wenn Muffin mal wieder irgendwo hinter uns abhanden gekommen ist. Denn das Muffeloni sieht zwar kaum noch was, macht aber trotzdem ihr eigenes Ding. Da kann´s schonmal vorkommen, dass sie sich erst irgendwo festschnüffelt und anschließend falsch abbiegt.
Doch zurück zum Thema Jagdhund.
Gestern nachmittag haben wir eine Runde um die Solarfelder gedreht, wo auch der ein oder andere Suizidhase wohnt. Der obligatorische Idiotenhase blieb diesmal aus. Stattdessen haben wir auf einem Feldweg unabsichtlich zwei Wachteln (oder Rebhühner?) umzingelt. Die beiden hatten sich mitten auf dem Weg ins Gras gedrückt. Sie muckten nicht, als die Mädels (auf der falschen Windseite) an ihnen vorbeiliefen. Der Zweibeiner, der grobmotorisch in ihr Wohnzimmer steuerte, war jedoch zuviel des Guten. SWOOOOOSCH.
Himmel, hat´s mich gerissen, als die beiden direkt vor meiner Nase aufflogen und unter Gemecker das Weite suchten. Reflexartig schaute ich nach den beiden JAGDhunden, die sich wenige Meter vor mir gerade umdrehten und mich anglotzten wie ein Auto wenn´s hupt. Offenbar hatten sie die Flucht des Federviehs verpasst und waren erstaunt, welch witzigen Geräusche die Alte plötzlich machen kann.
Jagdhund. Is klar. Vielleicht sollte ich ihnen in einer ruhigen Minute nochmal ihre Rassebeschreibung vorlesen. Bis dahin bleiben wir bei dem, was wir können und jagen Pokémon…
In diesem Sinne – Waidmannsheil!